"Konzepte zum Beitrag der Chemie zu einer nachhaltig zukunftsverträglichen Entwicklung"
-
Universität Oldenburg

 

Abstract von Martin Birke


Organisatorische Voraussetzungen für Innovationen
Wie Unternehmen mit Ökologie und Wissen umgehen (können)

V14 Martin Birke und Michael Schwarz
ISO Institut,
Kuenstraße 1 B, 50733 Köln

1. Nachhaltigkeit als "Innovation der Innovation"?
Innovation ist ein quasi universeller und damit zugleich auch inhaltlich beliebiger Schlüsselbegriff für Problemlösungen. In der Perspektive auf die organisatorischen Voraussetzungen für Innovationen steht demgegenüber das Problem der Anpassungsfähigkeit der Organisation an mehrdeutige Umwelten bzw. die Balance zwischen Flexibilität und Stabilität im Mittelpunkt des Interesses. So gesehen sind das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung und die Innovation(sfähigkeit) von Organisationen systematisch miteinander verwoben. Wie unentbehrlich Nachhaltigkeit als regulative Idee ist, verdeutlicht die im aktuellen Innovationsdiskurs neubelebte Mystifizierung der suggestiven Verbindung von technischem, ökonomischem und sozialem Fortschritt. Zu konstatieren ist allerdings auch, daß in der Unternehmenspraxis Nachhaltigkeit ein moving target ist und - im optimalen Fall - eine Doppelfunktion einnimmt: als ständiger Anreiz für die Suche nach kontextbezogenen Realisierungs- und Verbesserungsoptionen und als Bewertungsmaßstab für dabei erreichte (Zwischen-)Ergebnisse.

2. Praktizierter Umweltschutz und "Greening" des Innovationssystems
Umweltmanagement als Innovationsmanagement ist theoretisch wie praktisch unterentwickelt. Die übergroße Mehrheit der Unternehmen ist fixiert auf technisch-nachsorgenden und gerichtsfesten Umweltschutz. Bei der umweltaktiven Minderheit dominieren inkrementelle Umweltinnovationen. Offen ist, wie unter Globalisierungsbedingungen umweltorientierte Prozess- und Produktinnovationen aufeinander abzustimmen sind und Umweltmanagement strategisch und operativ zu integrieren ist, damit die viel beschworenen Synergien zwischen technisch-ökonomischer und ökologischer Reorganisation entstehen können.

3. Möglichkeiten und Grenzen, nachhaltige Entwicklungsprozesse zu organisieren Nachhaltige Innovationen sind nicht nur das gewünschte Ergebnis strategischer Managementreaktionen auf sich verändernde unternehmensexterne Anforderungen. Als hochgradig unternehmensspezifisch geprägte, "kontrainduktive Entscheidungsprozesse" (Luhmann) sind sie auf endogene Innovationspotentiale angewiesen und immer verquickt mit macht- und interessendurchwirkter Unternehmensinnenpolitik. Um unter den Bedingungen wachsender interner wie externer Unsicherheit das notwendige Organisationslernen zu gewährleisten, sind - den organisationstheoretischen Lernmodellen zufolge - vier K`s erfolgsentscheidend: die intra- und interorganisatorische Vernetzung von Kooperationsbeziehungen (Koordiantion), die (edv-unterstützte) Wissensgenerierung und Selbstbeobachtung (Kommunikation), umfassendes Fördern und Empowerment von Human Ressourcen (Kompetenz), Sensibilität für die symbolisch-kulturelle Dimension von Organisationsprozessen (Kultur).

4. Selbstbewertung und Selbstorganisation: Managementtools als Mode und Trend
Während in der Management- und Beratungsliteratur noch immer allgemeingültige, jeweils neue Organisationsprinzipien und -strategien als Erfolgsgaranten versprochen werden, kommt es darauf an, Nachhaltigkeit - gemäß dem Leitbild-Gedanken - als (Such)Prinzip für den Organisationswandel zu erschliessen. Dieser Maßstab ist auch an neuere Management-Modelle - so z.B. die Balanced Scorecard und das EFQM-Bewertungsverfahren - anzulegen, die ebenfalls mit Ungewissheit "rechnen" und Konzepte der Ungewißheitsabsorption, Potentialanalyse, Kontingenz- und Komplexitätsbewältigung anbieten.


zuletzt geändert am 15.02.2000