"Konzepte zum Beitrag der Chemie zu einer nachhaltig zukunftsverträglichen Entwicklung"
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Universität Oldenburg

 

Abstract von Karl-Otto Henseling


Stoffstrompolitik in Bedürfnisfeldern

V19 Karl Otto Henseling,
Umweltbundesamt
Seecktstr. 6-10, 13581 Berlin

Globale Umweltbelastungen werden zunehmend durch diffuse Einträge verursacht, bei denen Produkte (Produktions-, Nutzungs- und Entsorgungsphase) eine erhebliche Rolle spielen. Als Gegenstrategie ist eine breit angelegte Reduzierung der mit Produkten verbundenen Umweltbelastungen erforderlich. Bei einer solchen integrierten Produktpolitik steht die lebenswegbezogene Betrachtung von Stoff- und Energieströmen unter den Aspekten Ressourcenschonung und Schadstoffreduzierung im Vordergrund.
Als ein geeigneter Betrachtungshorizont hierfür haben sich Bedürfnisfelder erwiesen. Die Bedürfnisfelddiskussion ermöglicht es, spezielle Vorstellungen über nachhaltige Stoffströme zu entwickeln, die konkrete Handlungsperspektiven eröffnen. Auf dieser Ebene ist auch eine Verknüpfung nationaler oder internationaler Zielvorgaben mit der einzelwirtschaftlichen Ebene konkreter Entscheidungen über Produktalternativen möglich. Die Kluft zwischen den großen strategisch-politischen Zielen und den vergleichsweise bescheidenen Handlungsmöglichkeiten auf regionaler oder Unternehmensebene muß durch geeignete Modelle und Konzepte auf der Mesoebene verringert werden. Hierzu gehören der Ausbau des Bedürfnisfeldansatzes und die Entwicklung sektoraler Nachhaltigkeitskriterien und -indikatoren.
Bedürfnisfeld- und produktbezogene Bewertungs- und Handlungsansätze setzen nicht primär an der Frage der Umweltverträglichkeit oder -unverträglichkeit einzelner in einem Produkt eingesetzter Stoffe an. Gefragt wird vielmehr danach, welche Funktion zu erfüllen ist und wie diese Funktion mit der geringsten Umweltinanspruchnahme erfüllt werden kann.
Hierfür müssen Umweltaspekte systematisch in die Produktplanung, -entwicklung und -gestaltung einbezogen werden. Für solche Innovationen ist eine transparente Wissensermittlung und die Partizipation der Kunden und Anwender im Innovationsprozeß erforderlich. Vielfach steht ein breites Spektrum möglicher Stoffe für einen bestimmten Zweck zur Auswahl (z.B. Textilhilfsmittel). Über deren Umwelt- und Gesundheitsrelevanz sind die Anwender häufig nur mangelhaft informiert. Die anwendergerechte Aufarbeitung und Vermittlung von Informationen über umwelt- und gesundheitsrelevante Eigenschaften von Stoffen und Formulierungen ist eine Hauptaufgabe der bedürfnisfeldbezogenen Stoffstrompolitik. Hierfür sind Klassifikationsschemata ein geeignetes Instrument. Das Umweltbundesamt hat in einer Studie die "Konzipierung eines Verfahrens zur Erfassung und Klassifizierung von Textilhilfsmitteln" erarbeiten lassen. Mit einer ähnlichen Zielsetzung wurde die Studie "Anforderungen an Stoffeinträge in Gewässer - Hinweise für Anwender" (UBA-Texte 60/99) erstellt.
Das Bundesforschungsministerium hat 1998 mit der Förderinitiative "Modellprojekte für nachhaltiges Wirtschaften" die bis dahin stark auf Umwelttechnik orientierte Förderpraxis auf stärker systemare Fragestellungen ausgeweitet und explizit einige Projekte zum regionalen und bedürfnisfeldbezogenen Stoffstrommanagement in die Förderung aufgenommen. Mit dem im November 1999 veröffentlichten Förderschwerpunkt "Integrierter Umweltschutz - Betriebliche Instrumente für nachhaltiges Wirtschaften" haben diese Anfänge eine konsequente Fortsetzung gefunden.


zuletzt geändert am 15.02.2000