Abstract von Rainer Grießhammer
Nachhaltige Produktentwicklung und Vermarktung bei der Chemieindustrie und ihren Industriekunden
V4 Rainer Grießhammer Öko-Institut e.V.
PF 6226, 79038 Freiburg i. Br.Die neuen gesellschaftlichen und marktlichen Herausforderungen für die Produktentwicklung bei Industriekunden und der Chemieindustrie werden beschrieben. Die marktlichen Rahmenbedingungen verändern sich durch Globalisierung, neue Märkte in Südostasien und Osteuropa, durch die Liberalisierung bisher beschränkter Märkte (z.B. Telekommunikation, Energie, Eisenbahn), durch die Machtzunahme des Handels sowie durch die Zweiteilung in gesättigte Märkte (z.B. Haushaltsgeräte, Lebensmittel, Textilien) und sich schnell und neu entwickelnde Märkte (z.B. Telekommunikation). Bei den Verbrauchern gibt es deutliche demographische Verschiebungen (z.B. Verminderungen in den Haushaltsgrößen) und eine "Fragmentierung" der Verbraucher in Lebensstilgruppen mit stark unterschiedlichen Bedürfnissen. Bei den Produkten läßt sich eine erhebliche Beschleunigung des Produktwechsels und eine ambivalente Entwicklung beobachten. Es gibt sowohl einen Trend zu Massenprodukten (global products) wie auch einen gegenläufigen Trend zu differenzierten Produkten und zu ergänzenden Nischenprodukten. Auch die Unternehmen selbst verändern sich in ihrer Strategie und Struktur. Stichworte wie Internationalisierung, Holdings, Fusionen, "Out-sourcing" und transnationale Produktionsnetzwerke machen deutlich, daß die Produktentwicklung und -vermarktung auch unternehmensintern vor neuen Herausforderungen steht. Dies gilt erst recht für die Chemieindustrie, die meist am Anfang der Produktlinienlinien bzw. Wertschöpfungskette steht. Andererseits zeichnet sich die Chemie-Industrie durch ein hohes technisches Know-how auch bei der Anwendung ihrer Produkte aus. Im zweiten Reil des Vortrags wird die Methode einer kundenorientierten Nachhaltigen Produktentwicklung und -bewertung (PROSA - Product Sustainability Assessment) und ihre Kern-Elemente werden beschrieben. Diese sind:
· systematische Führung mit dem sogenannten "Pfadfinder",
· szenariengestützte Megatrend-Analyse von Markt und Umfeld,
· lebensstilbezogene Bedürfnis- und Nutzen-Analyse,
· Analyse der Produktlinie (mit den Einzel-Tools Ökobilanz und mit Life-cycle Costing),
· Akteursmanagement (mit den Einzel-Tools interne und externe Akteursanalyse; Chancen-Risiken-Analyse.
Abschließend werden strukturelle Änderungen vorgeschlagen:
· stärkere Übernahme einer Verantwortung für die ganze Produktlinie und vermehrte Initiierung von Akteurskooperationen,
· Stärkung des Know-Hows zu den gesellschaftlichen und sozialen Aspekten entlang der Produktlinie,
· stärkere Aktivität als "Berater" entlang der Produktlinien.
zuletzt geändert am 15.02.2000