Abstract von Wittko Francke
Chemische Ökologie: Umweltverträgliche Schädlingsbekämpfung mit Hilfe von Naturstoffen
V8 Wittko Francke
Universität Hamburg, Institut für Organische Chemie
Martin-Luther-King-Platz 6, 20146 HamburgInsekten nutzen zur Arterkennung, Partnerfindung und Wirtswahl häufig spezifische Signalstoffe. Jede Art verfügt über eigene Kommunikationskanäle. Dies eröffnet Möglichkeiten zur selektiven Schädlingsbekämpfung, da bei Einsatz synthetischer Kopien entsprechender Signale nur die Zielinsekten erfasst werden. Im integrierten Pflanzenschutz und im Vorratsschutz werden drei Methoden angewandt.
1. Monitoring
Die Entwicklung von Populationen wird anhand von Fallenfängen überwacht, so daß konventionelle Methoden der Schädlingsbekämpfung, wie etwa der Einsatz von Insektiziden, örtlich und zeitlich gezielt vorgenommen werden können.
2. Massenfang
Die Tiere werden in großen Mengen in Fallen gelockt, so daß deren Zahl in dem zu schützenden Areal drastisch abnimmt. Punktuelle Lockstoffquellen können auch in Kombination mit Insektiziden (trap-and-kill) oder mit anderen insektenschädigenden Agentien wie Bakterien und Viren (trap-and-effect) ausgebracht werden.
3. Verwirrung
Durch erhöhte Mengen von Lockstoffen wird die Verständigung der Tiere untereinander gestört (Dauersignal in den Antennen?), so daß die Sexualpartner nicht mehr zueinander finden und dadurch die Vermehrung unterdrückt wird.Gegenwärtig wird auch der Einsatz von arteigenen und artfremden Abschreckstoffen erprobt. Ferner wird untersucht, in welchem Umfang Pflanzeninhaltsstoffe, die bei der Wirtsfindung eine Rolle spielen, zur Manipulation von Insektenpopulationen verwandt werden können. Der Einsatz synthetischer Signalstoffe zur Schädlingsbekämpfung ist derzeit allerdings durch verschiedene Faktoren limitiert.
1. Die Signale sind häufig aus mehreren Komponenten zusammengesetzt, die noch nicht sämtlich bekannt sind.
2. Die Herstellung ausreichender Mengen der Substanzen, insbesondere von reinen Stereoisomeren, ist aufwendig und teuer.
3. Viele der Substanzen sind thermodynamisch relativ instabil. Die aktiven Gemische verändern daher ihre Zusammensetzung. Die technischen Formulierungen der Substanzen zur Freilandapplikation sind unvollkommen, d. h. der Schutz vor schädlichen Einwirkungen von Licht, Temperatur und Feuchtigkeit sowie die Gewährleistung konstanter Verdampfungsraten, insbesondere von Gemischen, ist nicht hinreichend gewährleistet.
zuletzt geändert am 15.02.2000